«Respect the Poet»

    Micha de Roo ist ein Vorreiter der Kunstform Poetry Slam in der Region

    Ein Wettstreit zwischen Dichterinnen und Dichtern, mit einem selbstgeschriebenen Text, bei welchem dieser maximal sechs Minuten Länge haben darf. Ohne Requisiten und, mit nicht zu viel gesanglich-musikalischen Elementen und mit Wahrung des Respekts für die Auftretenden: Das ist Poetry Slam und das sind die Grundregeln. Einer der Exponenten der Szene in der Region ist Micha de Roo aus Basel.

    (Bilder: zVg) Setzt sich ein für die Kunstform Poerty Slam: Micha de Roo

    Micha de Roo wurde 1977 in Rotterdam geboren. Seit 1984 hat er in Basel seine Heimat gefunden und, ist Slam Poet und Texter. Der studierte Politikwissenschaftler ist hauptberuflich tätig im Berufsbildungswesen und Bildungsmanagement. Neben seinen Hobbies, die da wären Geschichte, Taekwondo, Tauchen, Fasnacht und Schnitzelbängg texten sowie vortragen, ist er der vorwiegend auf Baseldytsch slammende Poet auch Vorstandsmitglied des Kulturvereins SLAM Basel. Und somit auch (Mit-)Organisator von Poetry Slams in der Region. Rund 25 Auftritte hat er im Jahr. Einer der nächsten ist an der UNI Basel beim Slam zum Thema Diversity. Wir haben uns mit ihm über seine Kunst und die Kunstform im Generellen unterhalten:

    Wie bist du auf die Idee gekommen Slammer zu werden?
    Micha de Roo: Ein Freund von mir war an einer Aufnahme von Gabriel Vetter, der eine CD aufgenommen hat. Dieser hat mir davon erzählt und ich habe angefangen, mich für dieses interessante Format zu interessieren.

    Seit wann bist du schon Slammer?
    Micha de Roo: Seit 2009. Ich habe zwischendurch eine Pause gemacht. Insgesamt sind das vielleicht sechs Jahre.

    Über welche Themen verfasst Du gerne Texte?
    Micha de Roo: Ich habe keine favorisierten Themen. Ich erzähle gerne Geschichten. Es gibt ja verschiedene Stilrichtungen: Man kann dichten, reimen, Geschichten erzählen. Ich erzähle meistens Geschichten. Die Themenwahl ist relativ breit. Das kann von einer Story über einen Polterabend bis zu einem hochpolitischen Thema reichen. Grad auch für mich als Politologe ist dieses Thema spannend. Sonst sind es Themen, die mich beschäftigen oder ich beobachte intensiv meine Umgebung und deswegen kann es gut sein, dass es auch Themen aus meiner direkten oder indirekten Berufswelt sind. Ich habe selbstverständlich schon einige politische Texte geschrieben, im satirischen Sinne.

    Willst Du auch eine Message transportieren oder ist es einfach nur ein Hobby?
    Micha de Roo: Für mich ist es ein Hobby, mit dem ich mich ausgiebig beschäftige.

    Slamst du immer nur auf Baseldytsch?
    Micha de Roo: Ich habe früher hauptsächlich auf Hochdeutsch geslamt und jetzt nur noch auf Baseldytsch.

    Micha de Roo in Aktion – Bei zirka 25 Auftritten im Jahr und vielen Organisations- und Koordinationsaufgaben als Präsident vom Kulturverein Slam Basel ist er einer der Aktivposten für diese Kunstform in der Region

    Slammen hat auch Wettbewerb-Charakter… man misst sich…
    Micha de Roo: Ja, es finden auch jedes Jahr Schweizer Meisterschaften statt. Nächstes Jahr im März ist Basel dran. Ein gesamtes Schluss-Ranking existiert bei den Meisterschaften nicht, aber natürlich die Gewinnerinnen und Gewinner in den verschiedenen Disziplinen Einzel, Team und U20.
    Bei einem Slam wird in der Regel in der Vorrunde eine willkürliche Jury festgesetzt, die dann die Performance per Note beurteilt. Im Finale entscheidet das Publikum per Akklamation wer gewinnt.

    Wie viele Slammer gibt es eigentlich in Basel? Ist die Kunstform in der Region populär?
    Micha de Roo: Ich würde sagen so zirka zehn… Es kommt hier sehr gut an. Die Leute, die an solche Poetry Slam Veranstaltungen kommen, sind interessiert und zahlreich. Das Publikum lässt sich meist gerne mitreissen. Es ist einfach so, dass Poetry Slam nicht einfach nur ein Konsumieren von humoristischen Gedanken ist. Mitdenken und aufmerksam sein ist gefragt. Interaktivität ist wichtig, einerseits mit der Jury, oder auch bei so genannten Mitmachtexten, bei welchen man die Leute dazu animiert, mit der Performance zu interagieren bzw. direkt zu reagieren. Es kann aber auch passieren, dass Texte beim Publikum schwer ankommen, weil sie kompliziert sind. Generell ist Poetry Slam aber eine leicht zugängliche Literaturform.
    Ich meine, dass die Kunstform in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat, auch hier in der Region. Schweizer Exponentinnen und Exponenten wie zum Beispiel Hazel Brugger und regelmässige Events haben sicher dazu beigetragen. 2014 fand die Schweizer Meisterschaft hier in Basel statt. Das hat auch geholfen. Eine wichtige Basis für das Ganze ist, dass die Poetry Slam Szene sehr gut organisiert ist. Die Slammerinnen und Slammer sind gut vernetzt und man tauscht sich aus. Es gibt keinen offiziellen Dachverband, aber es gibt ein Gremium wo sich die Slammerinnen und Slammer an der Schweizer Meisterschaft treffen. Das heisst «Slammaster-Meeting». Das ist das Treffen der Organisatorinnen und Organisatoren, bei welchem über Fragestellungen zur Szene und den Regeln diskutiert wird.

    Wie viele Zuschauer/innen kommen in der Regel an einem Auftritt in Basel?
    Micha de Roo: Die Slams, die wir organisieren und mitorganisieren sind unterschiedlich gross. Am Open List Slam im Parterre One kommen zirka 100 bis 130 Leute. Der Open List Slam ist ein niederschwelliger Slam, wo man sich auch mal selbst ausprobieren kann. Da können sich im Vorfeld bis zu zehn Auftrittswillige anmelden. Est treten erfahrene Slammer/innen auf sowie Leute, die noch nie auf der Bühne standen. Im SUD organisieren wir die Reihe Slam Basel. Dieser Event mit internationalem Lineup zieht bis zu 400 Leute. Nach der «Indoor-Saison» stehen diesen Sommer im Juni, Juli und August dann auch wieder drei Slams auf der Dachterrasse des «Viertels» an. Im August geht in Augusta Raurica zudem der jährliche «GRAND POETRY SLAM» vor historischer Kulisse über die Bühne.

    Wie könnte man das Zielpublikum beschreiben?
    Micha de Roo: Es ist ein heterogenes Publikum. Jede/r hat ein anderes Motiv. Das Publikum ist von der Alterstruktur her gut durchmischt. Manchmal reservierter und manchmal extrovertiert. Generell gilt das Motto «Respect The Poets», was bedeutet, dass die Poeten nicht ausgebuht werden dürfen. Ich würde mir gerne wünschen, dass Menschen, die noch nie an einem Poetry Slam gewesen sind, mal einen besuchen. Wir freuen uns auch immer über Personen aus der Region, die Texte schreiben, über ihren Schatten springen und selbst mal performen kommen. Man kann auch als Team mit mehreren Personen performen. Für die Schweizer Meisterschaften, die wir vom 12. bis 14. März 2020 in Basel organisieren, wünsche ich mir natürlich einen grossen Andrang und noch mehr Aufmerksamkeit für die Szene. Die Slams finden an verschiedenen Locations in Basel und Baselland statt. Wir veranstalten die Meisterschaft das erste Mal in zwei Kantonen. Wir hoffen, dass sich die Liebe zur Darbietungsliteratur weiter verbreitet.

    Wie kamst Du zum Kulturverein Slam Basel?
    Micha de Roo: Ich bin schon relativ lange in der Szene und kenne die Leute aus Basel. Der Verein wurde 2012 gegründet und 2014 wurde ich gefragt, ob ich Lust habe, die Schweizer Meisterschaft in Basel mitzuorganisieren. So bin ich da reingerutscht war sehr aktiv. Wir arbeiten als Team eng zusammen.

    Was ist der Zweck der Organisation?
    Micha de Roo: Ein Teil ist, Poetry Slam in der Region Nordwestschweiz, speziell in den Beiden Basel zu fördern. Wir vertreten bei dem Slammaster-Meeting unsere beiden Kantone. Wir veranstalten Slams, sind aber auch eine Anlaufstelle für Fragen zu Poetry Slams. Wir vermitteln auch Personen, die Workshops geben zu Poetry Slam. Viele Schulklassen sind interessiert, diesbezüglich arbeiten wir eng zusammen mit dem Worstellwerk. Dazu organisieren wir den Slam Basel im SUD, den Open List Slam im Parterre, den Viertelslam auf der Dachterrasse und weitere Veranstaltungen. Zudem unterstützen wir die neue Lesebühne Bingo Club, die von renommierten Slammerinnen und Slammern aus der Region ins Leben gerufen wurde. Wir sehen uns als Netzwerk für die regionale Slamszene.

    www.slambasel.ch

    Interview: Daniele Ciociola

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