Hotspot für E-Bike Langfinger

    Warum Basel und die Region so attraktiv ist für E-Bike-Diebesbanden

    Die Region und speziell die Stadt Basel hat für Elektrovelo-Diebesbanden aus dem Elsass und Südbaden eine besondere Anziehungskraft: Die Vielzahl an teuren E-Velos, die Nähe zur Grenze und die schnellen Fluchtwege bieten eine verlockende Ausgangslage. Und jetzt im Frühling und Frühsommer erst recht. Und so «mauserte» sich die Region zum Top-Hotspot der Schweiz für Velodiebe.

    (Bild: zVg) 2021 wurden hierzulande fast 40 Prozent mehr Elektrovelos gestohlen, besonders die etwas teureren E-Bikes. Speziell jetzt im Frühling ist Aufmerksamkeit geboten.

    Der deutliche Anstieg bei Elektrovelo-Diebstählen im Vergleich zu den Vorjahren belegt den schlechten Trend und hat die Velo-Besitzer/innen der Region sensibilisiert. 2021 wurden hierzulande rund 40 Prozent mehr Elektrovelos gestohlen als in den Jahren zuvor. Am deutlichsten wird dieser Trend in der Region Basel. Die Nachfrage nach immer ausgeklügelteren Sicherheitsschlössern (zum Beispiel mit GPS Trackern oder integrierter Alarmanlage) steigt. Und dies besonders im Dreiland.

    Dreh- und Angelpunkte sind St. Louis und Mulhouse
    Und wenn es jeweils Frühling wird, entwickelt sich der Bahnhof der Gemeinde Saint-Louis zu einem Dreh- und Angelpunkt für Fahrraddiebe. In der Schweiz geklaute Fahrzeuge werden von dort aus in der umliegenden Region verteilt. Das bestätigen auch Medien aus dem Dreiland wie die «Dernières Nouvelles d’Alsace»: Die meisten aus Diebestouren sichergestellten Fahrzeuge kommen nicht aus dem Elsass, sondern aus Basel – die Rede sei dabei von einer beispiellosen Zunahme.

    Ein besonderer Fall machte in den letzten Wochen Schlagzeilen in der Region. So erlangte ein E-Velo Besitzer fast Kultstatus, als er mittels GPS Tracker nachverfolgen konnte, wo sich sein gestohlenes Luxus-E-Bike befand. Er holte es sich kurzerhand im nahen Elsass in einem Vorort von Mulhouse zurück. Und das nicht ohne Risiken. Dieser Fall rief auch die Polizei auf den Plan, die vor solchen Einzelgängen warnt. Denn nicht selten stehen organisierte Diebesbanden aus dem Elsass hinter diesen Diebstählen und diese schrecken auch nicht davor zurück, ihr Diebesgut zu verteidigen.

    Wiedersehen im Internet?
    Dass jedoch weit über 90 Prozent aller Fahrrad-Diebstähle unaufgeklärt bleiben, hilft den Betroffenen nicht unbedingt, den Weg der formellen Anzeige zu gehen. Ausser natürlich der Bestand der Relevanz für die Versicherung. Aber in der Regel sieht man sein Elektro-Fahrrad nie mehr wieder. Oder vielleicht doch im Internet? Denn oft wird die heisse Ware online wieder feilgeboten. Meist zu einem deutlich geringeren, aber dennoch stolzen Preis. So sind teilweise 4000 Franken teure und noch neuwertige Elektro­velos für 999 Franken zu haben. Oder Occasion-Velos mit einem Marktwert von 2000 Franken für beispielsweise 499 Franken. Eine Umfrage der AZ Medien bei mehreren Polizeikorps zeigte folgende Muster: Ein Teil würde auf sozialen Medien wie Facebook und anderen Internetplattformen verhökert. Häufig landen die Elektrovelos aber im Ausland. Nach derzeitigen Erkenntnissen ginge ein grosser Teil dieser Fahrräder in Richtung Serbien, Albanien oder Rumänien. Die meisten Diebstähle seien gut vorbereitet, denn allein der Abtransport erfordere eine Organisation.

    (Bild: Unsplash) Leider sind Elektrovelos attraktives Diebesgut.

    Elektrovelos sind attraktives Diebesgut. Der Durchschnittspreis für ein Gefährt, das bis zu 25 km/h fahren kann, beträgt 2500 bis 4000 Franken. Bei den schnelleren Modellen (bis 45 km/h) liegt er bei über 5000 Franken. Teure Exemplare, etwa E-Rennvelos, können die 10’000 Franken-Grenze übersteigen. Dass tendenziell wertvollere Velos gestohlen werden, bemerken auch die Versicherungen. So bezahlte zum Beispiel die Helvetia 2020 und 2021 mit 1326 Franken pro geklautes Fahrrad knapp 340 Franken mehr als noch vor ein paar Jahren vor dem E-Bike Boom (Quelle: Helvetia).

    Gute Sicherung gegen Gelegenheitsdiebe und «Spontanklau»
    Dieser lukrative «Geschäftszweig» aktiviert sowohl Einzeltäter als auch Banden, oft auch Kriminaltouristen. Entwendet werden die E-Bikes aus Tiefgaragen, Kellern und Veloräumen in Wohnsiedlungen, aber auch auf offener Strasse. «Die Velobranche unternimmt viel, um den Diebstahlschutz zu verstärken», sagte Martin Platter, Geschäftsführer von Velosuisse, in einem Interview mit diversen Medien (Quelle AZ). Immer mehr Sicherheitsmechanismen wie Ortung oder Alarmanlage werden nunmehr integriert – auch in teuren Veloschlössern. Einer der wichtigsten Tipps: die Velos wenn immer möglich in einem abschliessbaren oder überwachten Raum einstellen und diese auch im eigenen Keller abzuschliessen. Wenn möglich soll man die Velos an eine Stange zu ketten, damit sie nicht einfach davongetragen werden können. Das sei – so sagt auch die Polizei – besonders draussen das wichtigste Vorbeugungsmittel.

    (Bild: zVg) Mehrere Verschlussarten verhindern schnelles Knacken der Schlösser.

    Fahrrad-Diebstahl kann nicht zu 100 Prozent verhindert werden
    Aber: Leider kann ein Fahrrad-Diebstahl kann nicht zu 100 Prozent verhindert werden. Manche Fremdbeschaffer verfügen über ausreichend starkes Interesse, kriminelle Energie, Werkzeug und Zeit, um auch das sicherste Schloss am besten Ort zu knacken. Man kann es diesen Banden dennoch so schwer und unattraktiv wie möglich machen, erfolgreich ihrem «Tag- oder Nachtwerk» nachzugehen. Unsere Tipps siehe Infobox.

    ChSt


    Tipps für die Vorbeugung

    1. Immer anschliessen!
      Immer an einem festen Gegenstand anschliessen. Das verhindert einfaches Wegtragen.
    2. Gut sichtbar abstellen
      Fahrrad an einem hellen, gut einsehbaren und belebten Ort abstellen. Das gilt insbesondere für Langzeitparker. Dunkle Ecken laden «Interessierte» nur ein.
    3. Keine Routine!
      Öfter den Abstellort wechseln. Das macht potenziellen Dieben das (Wieder-)Auffinden eines einmal ins Auge gefassten Objektes schwerer.
    4. Verschluss:
      Man sollte mindestens ein massives Schloss verwenden, um das Rad anzuschliessen. Für die ausreichende Qualität wird allgemein das Sicherheitslevel über 7 oder 8 (am besten 10) empfohlen. Ein Zweitschloss erhöht die Sicherheit zusätzlich. Am besten kombiniert man zwei unterschiedliche Schloss- und Schliesstypen. Denn Diebe haben sich meist auf einen Schlosstyp spezialisiert. Mit einem zusätzlichen Schlaufenkabel sichert man idealerweise die beiden Laufräder mit.
    5. Teile sichern
      Schnellspanner erhöhen den Bedienkomfort, aber auch das Fremdbeschaffungsrisiko wichtiger Komponenten wie Laufräder und Sattel. Mindeststandard sollten daher Inbus-, Torx- oder Sechskantschrauben sein. Je seltener ein benötigtes Werkzeug ist, desto geringer das Risiko (zumindest eine Zeit lang) von einem Fahrrad-Diebstahl. Interessant sind auch Schraubenköpfe, bei denen man das Rad erst auf den Kopf stellen muss, um sie zu öffnen, bei einem angeschlossenen Rad ist das unmöglich.
    6. Öffnungsmechanismus: Smart oder brachial
      Smarte Schlösser lassen sich komfortabel per App auf- und zuschliessen. Der fehlende Schliesszylinder ist zudem ein Angriffspunkt weniger. Die smarte Technik erlaubt es auch Standortdaten des Rades zu erfassen. Auf die harte Tour arbeiten Alarmschlösser. Mit lauten Alarmtönen schrecken sie Diebe ab. Einige Schlösser kombinieren beide Technologien. Es gibt sogar ein neues Schloss, welches die Diebe mit einem übelriechenden Gasgemisch vertreibt.
    7. Identifikation/Dokumentation
      Vorbeugend für den Fahrrad-Diebstahl sollte man sein Fahrrad registrieren und dokumentieren. Dafür gibt es etwa einen Fahrradpass, der auch als App erhältlich ist. Auch eine individuelle Gravur ist schon hilfreich. Hilfreich ist es in jedem Fall sein Fahrrad und spezifische Details zu fotografieren. Zudem kann man gerade hochwertige Schlösser öfter beim Hersteller registrieren.
    8. Versicherung
      Viele Versicherungen bieten spezielle Fahrradpolicen an. Sie lohnen sich speziell für neue, hochpreisige Räder. Oft reicht eine gute Hausratversicherung aber aus. Sie zahlt, wenn das Fahrrad aus dem Keller oder Haus gestohlen wird (bei Einbruch). Fahrradversicherungen sichern auch Unfälle und Vandalismus ab. Auch Schlosshersteller bieten Fahrradschutzbriefe an.
    9. GPS
      Was Sportlern hilft, hilft auch Diebstahl-Opfern. GPS-Tracker können jederzeit, oder im Diebstahlfall, die Position des Rades aufzeichnen und übermitteln. Sie werden unter anderem in den Rahmen einlaminiert oder sind zum Beispiel in Zubehör wie Flaschenhalter oder Rücklichter integriert. Gesicherte Verschraubungen verhindern ein einfaches Demontieren.

    Quelle: Polizei und diverse Quellen wie Radfahren.de u.a.

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