Digital Chief Officers sind die neuen «Key Player»

    Ohne «Smart City» Manager/in geht es nicht mehr

    Anlässlich der in der letzten Woche durchgeführten Smart­Suisse Fachmesse 2021 wurde klar, dass keine Stadt kurz- und schon gar nicht mehr mittelfristig ohne «Digital Chief Officer» auskommen wird.

    (Bild: zVg / Smart City Lab Basel) Hier auf dem Areal Wolf entsteht das Smart City Lab als Initiative der SBB und des Kantons Basel-Stadt. Für die Nutzung als Lab stehen zurzeit rund 160’000 m² zur Verfügung. Auf die Digital Chief Officers kommt eine Menge Arbeit zu. Sie sind die Schlüsselfiguren der Zukunft im Bereich der Stadtentwicklung.

    Es war wieder ein Stelldichein der Fachleute im Bereich der Smartifizierungstheorien und -lösungen sowie der Digitalisierung. Die SmartSuisse hat sich etabliert als Strategiekongress, der die Smart City Themen Governance, Infrastrukturen, Energie und Umwelt in vier parallelen Kongressreihen behandelt. Besonders interessant war der Mix aus Strategie und konkreten technischen Lösungen, die in der Begleitausstellung durch rund 40 ausstellende Unternehmen präsentiert werden.

    Basel ist «gut dabei»
    Nebst den innovativen Lösungen bezüglich Smartifizierungen von Städten und Kommunen wurde auch viel gesprochen über die neuen Schlüsselpositionen in der Verwaltung, die solche grossen Ziele strategisch und operativ angehen und umsetzen. Eine dieser treibenden Kräfte in Basel-Stadt ist Lukas Ott, der Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung: «National, aber auch international steht Basel-Stadt gut da» erklärte er schon vor Monaten anlässlich einer Pressekonferenz im Herbst 2020 zum Thema Smart City Lab Basel. Dieses sei erfolgreich unterwegs – auch bezüglich Open-Government-Data-Strategie. Besonders stolz sei der Kanton darauf, dass die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ihn mit der Leitung einer internationalen Arbeitsgruppe betraut hatte. So hat Basel die Federführung für die Bildung eines Smart City-Städtenetzwerkes im OSZE-Raum. Hintergrund der Anfrage war, so wurde kommuniziert, einerseits die gesteigerte gesellschaftliche Relevanz der Städte aufgrund des städtischen Wachstums, andererseits die in «intelligenten» Städten vorgetriebenen Entwicklungen in Sachen smarten Innovationen, die mit Blick auf eine wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit eingesetzt werden sollen. Dass Basel in diesem Bereich gut unterwegs ist, zeigt die Swiss Smart City Survey, bei welcher Basel-Stadt mit Best­bewertungen punktet. Swiss Smart City Survey hat das Ziel, den aktuellen Stand der Smart City Entwicklung, Trends und entsprechende Umsetzungsaktivitäten in den Schweizer Städten und Gemeinden festzustellen. Dazu sollen geplante und umgesetzte Lösungen, die aktuellen Rahmenbedingungen innerhalb der Politik und Verwaltungen, die wichtigsten Hürden und Treiber für die Entwicklung, die Netzwerksbeziehungen innerhalb der ganzen Schweiz erhoben und öffentlich zugänglich ausgewertet werden.

    Bild: zVg / Flavia Schaub) Eine der treibenden Kräfte für Smartifizierung in Basel-Stadt ist Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung.

    Der Swiss Smart City Survey zeigt: Basel ist für viele Schweizer Städte Vorbild bei der Entwicklung zur Smart City. Basel punktet vor allem im Umweltbereich sowie bei der Verankerung der Smart City in der Verwaltungsorganisation mit den entsprechenden strategischen Zielen. In diesem Jahr fand ausserdem ein Event statt mit dem Motto «Visionen für ein digitales Basel 2030». Durchgeführt wurde dieser von DigitalLabor, einer Schweizer Veranstaltungsreihe mit dem Ziel, Personen aller Altersgruppen in eine Diskussion zu den gesellschaftlichen Veränderungen rund um die Digitalisierung zu verwickeln, mit Beteiligung des Smart City Lab Basel. Auch Lukas Ott nahm an der Diskussion teil. Bei den präsentierten Zukunftsvisionen wurde schnell klar, dass die Digitalisierung als Mittel verstanden werden muss um konkrete Bedürfnisse oder Probleme zu lösen, und kein Zweck an sich sein soll. Dies bedeute, so sagte Lea Strohm vom Veranstalter «Lab für Innovationsethik ethix», dass bei der Planung und Einführung von digitalen Lösungen der Mensch ins Zentrum gestellt werden muss. Ein digitaler Wandel müsse inklusiv sein, das heisst zugänglich für alle Bewohner:innen, unabhängig von ihren digitalen Kompetenzen oder möglichen Beeinträchtigungen. «Stark diskutiert wurde ausserdem die Idee, dass wir auch im Digitalen ein Äquivalent des öffentlichen Raums brauchen. Das Bild einer ‹digitalen Allmend›, zu der alle Zugang haben, wurde genannt. Dieser Raum soll nicht von privaten Interessen getrieben werden und unsere Privatsphäre missachten, sondern auf dezentraler Infrastruktur aufbauen», so Lea Strohm.

    «Keine Stadt wird in Zukunft ohne DCO auskommen»
    Schlüsselpersonen für das Vorantreiben von Smartifizierung bei der Stadzentwicklung sind also folgerichtig überall gefragt. Mike Vogt ist in Sachen «Smart City» ein absoluter Kenner der Thematik, Initiator und Managing Director der «Smart­Suisse»-Fachmesse in Basel. Er sagte in vielen Interviews mit unserer Redaktion: «Auch im Jobmarkt hat die ‹Smartifizierung› Einzug erhalten. Neue Berufsbilder und Jobs der Zukunft werden entstehen. Jede Stadt wird früher oder später einen Chief Digital Officer haben, beziehungsweise haben müssen.» Die Daten seien nämlich das Gold der Zukunft, auch in einer Stadt. Bei der Smartifizierung gehe es am Schluss einzig und allein um Daten und wie diese in eine höhere Lebensqualität umgemünzt werden können. «Je früher die Städte sich mit dieser komplexen Thematik befassen und Know How aufbauen, desto besser. Wer sich diesem Trend verschliesst, wird einen hohen Preis dafür zahlen müssen», fügte Vogt hinzu. Es sei aber auch sehr wichtig, dass die Städte die Datenhoheit wieder an sich reissen, so Vogt.

    Was machen aber die «DCO»? Sie sollen die Stadt oder Gemeinde und deren Menschen, Dienste, Gebäude miteinander vernetzen. Gespart werden sollen Kosten, Energie und Zeit, gesteigert hingegen die Lebensqualität und die Standortattraktivität. Was für mittelgrosse bis grosse Unternehmen und Konzerne bereits Realität ist, entsteht nun auch in Stadtverwaltungen. Die DCO’s, sind für die digitale Transformation verantwortlich.

    Einbezug der Bevölkerung
    Prinzipiell bedeutet Smartifizierung aber auch Einbezug der Bevölkerung: Der Dialog mit der Bevölkerung sei auch wichtig, weil beim Thema Smart City schnell die Angst da ist zum gläsernen Bürger zu werden, sagen Mike Vogt und alle anderen Experten. Es sei wichtig, immer datenschutzkonform unterwegs zu sein, dass die Informationen technisch sicher aufbewahrt werden und dass wir uns überlegen, welche Daten wir mit wem teilen möchten. Ausserdem: Das Verhältnis Stadtverwaltung-Bürger war bisher eher eine Einbahnstrasse. Aber in dieser Einbahnstrasse gehe viel ungenutztes Potenzial verloren, betont Vogt. «Nehmen wir eine Stadt mit 10’000 Einwohnern als Beispiel. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein. Aber wenn wir die Sichtweise ändern und uns diese Stadt als Firma mit 10’000 Mitarbeiten vorstellen, dann ergibt sich ein gigantisches Potenzial an Wissen und Erfahrungen!» Darum ist Einbindung und Engagement der Bürger in Zukunft so wichtig. Mike Vogt empfiehlt, sich mit Ihrer Stadt intensiv auseinander zu setzen und Ihre Wünsche und Nöte der Stadtverwaltung mitzuteilen. Bei den regionalen Energieversorgern könne man Energieberatungsgespräche beantragen und beispielsweise einen Vergleich verlangen, wie die Wohnung oder das Haus energetisch abschneidet und welche Massnahmen man ergreifen kann, um Energie und Geld zu sparen. Die Smart City beginne zu Hause und entwickle sich über die Quartiere auf das gesamte Stadtgebiet aus.

    Das Zeitalter der «Smartifizierung»
    Die «Smartifizierung» der Städte wird auch mit weiteren Herausforderungen einhergehen. Besonders bei den Fragestellungen rund um Transformation und Digitalisierung, wo auch die HR Fachleute gefragt sind: Sind unsere Tätigkeiten zeitgemäss und ganzheitlich für die digitale Ära gerüstet? Oder haben unsere Prozesse, Strukturen sowie Systeme und Technologien Optimierungsbedarf? Aber wo soll man anfangen? Bei den Skills des Talent Acquisition Managers zum Beispiel? Um diesen Auswirkungen der Digitalisierung für Human Ressources Paroli bieten zu können gibt es immer häufiger Seminarangebote, die helfen, Bedürfnisse zu erkennen. Heute muss man in der Lage sein, Talent Akquisition innerhalb des HR und der Unternehmung ganzheitlich und wertschöpfend einzuordnen, die erfolgsentscheidenden Faktoren für die digitale Talent Akquisition zu erkennen und die Organisation und Strukturen müssen auf moderne Personalgewinnung getrimmt werden. «Ausserdem können neue Technologien nur erfolgreich sein, wenn diese von den Menschen, den Bürgern und Mitarbeitenden der Stadt, akzeptiert werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel Betriebliche Mentorinnen und Mentoren sehr wichtig sind im Transformationsphasen in neuen Arbeitswelten, weil sie die Mitarbeitenden in solchen einschneidenden Veränderungsprozessen unterstützen», sagt Lernwerkstatt Olten-CEO Daniel Herzog.

    JoW

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