Basler Duo sorgt für ein «Revival» der Camping-Kultur
Michele Matt aus Riehen ist stolzer Besitzer eines VW Busses. Dass dieser viele Wochen im Jahr ungenutzt blieb, ärgerte ihn. Mit dem Wissen, dass rund 100’000 Reisemobile ebenfalls wochen- oder gar monatelang von «Fahrzeugen» zu «Stehzeugen» mutieren, entwickelte er eine Idee, die zu einem erfolgreichen, tollen Business Case wurde und sogar in der TV Sendung «Die Höhle der Löwen» viel Applaus erntete.
Michele Matt, MSc in International Management, FHNW aus Riehen und die Solothurnerin Mirjam Affolter (BSc in Business Administration, FHNW, COO) sind die Gesichter von MyCamper. Die Idee mit dem «AirBnB für Reisemobile» hatte Michele Matt im Sommer 2014, genauer in den Sommerferien 2014 auf Sardinien. Sein Gang zur Startup Academy (Startup Förderverein in Basel) war ein guter Entscheid. Denn dort erhielt er nicht nur wertvollen Support, sondern lernte auch Mirjam Affolter kennen, die ihn in seinem Projekt nachhaltig unterstützte. So schaffte es MyCamper im Mai 2015 schliesslich «live» zu gehen.
«Wollen Vanlife Träume verwirklichen und eine Community bilden»
MyCamper ist die Camper Sharing Plattform und Community in der Schweiz. «Wir finden das Teilen der Reisefahrzeuge sinnvoll, da der Vermieter seine Kosten senken kann, der Mieter Kosten sparen kann, nämlich bis zu 30 Prozent im Vergleich zu kommerziellen Anbietern, und Gleichgesinnte ihre Leidenschaft in der MyCamper Community teilen können. Wir wollen Vanlife Träume verwirklichen. Zudem ist die Sharing Economy, zu der auch wir gehören, einer der Wege, wie der Konsum eingeschränkt und dadurch die Umwelt nachhaltig geschont werden kann», sagt das Duo.
Hinter den Kulissen der «Höhle der Löwen»
Wie viele andere Menschen mit Visionen und Businessträumen haben auch Matt und Affolter ihre Jobs aufgegeben, um zu hundert Prozent für die neue Idee und Firma tätig zu sein: Michele Matt hatte den Management Support des Regionalen Führungsteams der Credit Suisse Nordschweiz geleitet. Mirjam Affolter war zuerst ebenfalls in der Finanzbranche bei der UBS und danach im Verkauf bei Mastertent tätig.
Um noch etwas mehr Publicity und Popularität zu generieren, wagten sie auch den Schritt in die Höhle der Löwen: «Wir haben uns da beworben, weil nebst dem Investment der TV Auftritt eine super Marketingplattform war. Zudem sind es renommierte Investoren, die wir natürlich wegen ihres Knowhows und ihrer Aussenwirkung gerne an Board haben», so Matt und Affolter. Sonderlich nervös war das Duo beim Pitch in der Sendung nicht, denn sie haben ihre Vision und die Grundidee sicherlich schon hundertfach erzählt und vorgestellt. Beide erzählen, wie es hinter den Kulissen ablief: «Zuerst haben wir uns beim Produzenten online beworben und wurden dann für das Casting eingeladen. Das verlief mehr oder weniger ähnlich wie vor den Investoren in der Sendung – jedoch vor dem Produzenten Team. Nach ungefähr zwei Monaten erhielten wir die Zusage, dass wir bei der ersten Staffel dabei sind.» Die Investoren sind in der Show nicht darüber informiert, welches Startup an der Reihe ist. Die einzigen Hinweise sind die aufgebauten Utensilien.
Enormes Echo während und nach der Sendung
Das Echo war enorm. «Während der Sendung hielt unsere Plattform dem Ansturm leider nicht Stand. Nach der Sendung haben wir mediale Aufmerksamkeit erhalten, viele neue Nutzer sind dazu gekommen und wir sind zusätzlich von weiteren Investoren kontaktiert worden mit der Frage, ob wir noch weiteres Kapital bräuchten.»
Aktuell sind bei MyCamper über 800 Camper online. Nach der Sendung verging etwa eine Woche bis ein Berater der «Löwen» Kontakt aufnahm. Dieser führte die Due Dilligence durch und leitete die Verhandlungen mit den Anwälten. Die Unterstützung geht über das «nur» finanzielle Investment hinaus, wie Matt und Affolter bestätigen. «Sie unterstützen uns mit Knowhow, bieten uns ihre Kanäle und Plattformen für den Marketingbereich an und vernetzen uns in ihrem Netzwerk. Zusätzlich versuchen sie Austauschplattformen zwischen ihren Startups zu schaffen.»
Wäre der Pitch in der Sendung nicht erfolgreich verlaufen, hätte das Duo im privaten Netzwerk nach einem Investment gesucht, wie dies bereits in der ersten Finanzierungsrunde getan wurde. «Wir wollen das Wachstum in der Schweiz stark vorantreiben und den Schritt ins Ausland im ersten Quartal 2020 wagen.»
JoW / Daniele Ciociola
AirBnB für Camper
Die Camper-Sharing-Plattform MyCamper.ch setzt sich zum Ziel, dass Campingferien für jede(n) erschwinglich sind und dass Camping nachhaltiger wird. MyCamper hat eine Partnerschaft mit Allianz Suisse als Partner abgeschlossen, um eine Versicherungslösung für Mieter und Vermieter im Schadenfall anzubieten.
Das Konzept dahinter ist einfach: Im integrierten Kalendermodul wählt der Fahrzeughalter die Daten aus, an denen er sein Fahrzeug zur Miete anbieten möchte. In dieser Zeit können Interessenten das Fahrzeug mieten. Das kommerzielle Camper-Angebot ist in den Sommermonaten sehr teuer. Ein günstiges und vielfältiges Alternativangebot war offensichtlich ein Bedürfnis. «Das hiesige Angebot sowie das Marktpotential ist längst noch nicht ausgeschöpft. Das Potenzial ist riesig», sagt Matt.
